Ostern - Predigt 11.04.2020


Wir müssen uns immer wieder sehr lange und sehr ruhig in das Leben, Handeln, Leiden und Sterben Jesu versenken, um zu erkennen, was Gott verheißt und was er erfüllt. Gewiss ist, dass im Leiden unsere Freude, im Sterben unser Leben verborgen ist. Gewiss ist, dass wir in dem allen in einer Gemeinschaft stehen, die uns trägt.                                                                                               Dietrich Bonhoeffer

Die Liebe steht im Zentrum

Während ich diese Zeilen schreibe, höre ich J.S. Bach: Jesus, bleibet meine Freude

Bibellesend verfolge ich die Spuren Jesu. Ich höre Jesus müde und allein zu seinem Vatergott beten: Nicht mein Wille geschehe…(Lk.22,42) In Gethsemane übergibt Jesus vertrauensvoll und ängstlich zugleich sein Schicksal in andere, in größere und haltendere Hände als die, die ihn ans Kreuz schlagen werden.

In diesen Tagen des vorösterlichen Passionsgeschehens werden wir alle mit dem möglichen Tod, unserem Lebensende konfrontiert. Wir besinnen uns und spüren es nah, dass wir sterbliche Wesen sind. Als Bibelleser ist uns dieser Gedanke vertraut (Psalm 90,12) Unser Dasein ist vergänglich, unsere Existenz ist fragil, die Wirtschaft zerbrechlich, die Zukunft unsicher.

Hölderlin hat kurz in Bad Homburg gelebt und trostvolle, stärkende Worte für solch dunkle Stunden gefunden: „Nah ist - und schwer zu fassen der Gott. Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ Hölderlin hat es in vielen Krisen seines Lebens selbst erfahren.  Gott ist nah, näher als alles andere. Die Rettung und Hilfe Gottes beschreibt die Bibel in einem Wort: Liebe. Die Liebe sucht und findet Nähe und den Nächsten. Die Liebe berührt unsere Herzen.

Das Leid des Nachbarn und Nächsten geht uns nahe, selbst wenn er in Italien wohnt oder Spanier ist. Die Nachbarschaftshilfe blüht, dankbare Verbundenheit über Balkone wird hörbar. Viele Ärzte und Pfleger arbeiten mit Hingabe über dem Limit und ohne ausreichenden Schutz, also aufopferungsvoll. In einem solchen Geschehen wird Liebe, Kraft und Besonnenheit spürbar, die im Vertrauen und aus der Nähe zu Gott fließen. Nächstenliebe hilft in der Not und sei es, dass wir zwei Meter Abstand halten.

Diese Liebe Gottes erfüllt alles und ist ganzheitlich und umgreifend wirksam. 
Paulus beschreibt diese Liebe mit den Worten: „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie freut sich an der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“ (1.Kor.13.13f) Frohe Ostern!

Gib uns Menschen Kraft und Mut,
Glaubenshoffnung, Liebesglut,
lass die Früchte deiner Gnad
folgen unsrer Hilfetat.
Erbarm dich Herr!